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SCK Sailing Team erringt historischen Staatsmeistertitel bei der Hochseemeisterschaft in der Einheitsklasse More55

Vor etwa einem Jahr bildete sich im Rahmen der Vereinstage des Österreichischen Segelverbandes die Idee, mit einem SCK-Team bei der Hochseemeisterschaft in der Einheitsklasse anzutreten. Oberbootsmann Gerald Truttenberger und Vorstandsmitglied Stefan Hauer reservierten für den SCK eines der ursprünglich 8 verfügbaren Boote der Einheitsklasse More 55 und konnten schon bald Michael Gillhofer als sportlichen Leiter und Skipper für das Projekt gewinnen. 

In der weiteren Folge konnte eine starke SCK-Mannschaft zusammengestellt werden, lediglich der Taktiker Florian Raudaschl vom Union Yacht Club Wolfgangsee und Großschot-Trimmer Bernhard Klingler aus dem UYCAS waren nicht vom SCK. Die 12-köpfige Mannschaft bestand somit aus Skipper und Steuermann Michael Gillhofer, Taktik-Team Florian Raudaschl und Florian Felzmann; Großsegel-Trimm Michael Felzmann und Bernhard Klingler; Vorsegel- und Gennaker-Trimm Gerald Truttenberger und Stefan Hauer; Pit-Team Franz Karl und Thomas Beclin; Mast-Team Stephan Beurle und Joachim Weber; und Bugmann Bernhard Strauch. Verletzungsbedingt ausgefallen ist leider Werner Nöhmer. 

Historischer Sieg bei der Hochseemeisterschaft für den Attersee und das Salzkammergut 

Seit 15 Jahren haben die Staatsmeisterschaft im Hochseesegeln jeweils Teams rund um den Neusiedler See für sich entscheiden können. Drei prominente Namen stechen dabei in dieser Klasse des Segelsports hervor. Christian Binder, Christian Bayer (Kletzi) und Luis Gazzari fanden sich in unterschiedlichen Konstellationen auf den Crewlisten der Siegerboote der vergangenen 15 Jahre. Nicht so im Jahr 2023, als das SCK-Sailing Team erstmals in dieser Konstellation antrat und damit auch erstmals seit 15 Jahren der Staatsmeistertitel vom Neusiedler See an den Attersee bzw. in das Salzkammergut geholt wurde. 

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Herausfordernde Bedingungen, Spannende Regatta und knappe Ergebnisse 

Der Start in die Wettfahrt- Serie verlief für das SCK-Team alles andere als nach Plan. Beim Start in die 1. Wettfahrt bei mäßigen Winden um die 10 Knoten aus SE erwischte das SCK-Team leider einen Frühstart und musste gemeinsam mit dem Team rund um Rene Noack und die Gebrüder Weisang und den SCKler Michael Ahlborn zurück hinter die Startlinie und das Feld von hinten aufrollen. Doch damit war die Pech- und Pannenserie leider noch nicht beendet. Auf der ersten Vorwind ging beim Setzen des Gennakers der Schekel am Fall auf, der Gennaker verhakte sich in der Saling. Nachdem auf den More55, die normalerweise im Chartereinsatz sind, auch kein zweites Spifall vorhanden ist, musste zuerst das Großsegel geborgen werden, um am Großfall den waghalsigen Bugmann Bernhard Strauch ins Masttop zu ziehen, das Gennakerfall wieder an Deck zu bringen und den Gennaker unverletzt aus der Saling zu befreien. Leider war damit auch klar, dass diese Wettfahrt aufgegeben werden musste und das SCK-Team mit einem DNF (Did Not Finish) in die Serie startete. Für ein herzeigbares Ergebnis mussten somit jedenfalls 4 von 6 ausgeschriebenen Wettfahrten gesegelt werden, um dieses DNF aus der Ergebnisliste „streichen“ zu können. Die Crew rund um Michael Gillhofer ließ sich ob dieses Rückschlags nicht entmutigen und startete unerschrocken und in Führung liegend in die 2. Wettfahrt an diesem Tag. Nach der Rundung der Luv-Tonne wurde allerdings die 2. Wettfahrt- zum großen Leidwesen des SCK- abgebrochen. Die Windrichtung drehte, die Stärke des Windes ließ deutlich nach und somit war leider eine faire Wettfahrt für alle Teilnehmer am Regattakurs nicht mehr möglich und die Flotte der Österreichischen Hochseemeisterschaft kehrte zurück in die Marina Kastela. 

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2. Regattatag – das Comeback

Wie vorhergesagt gab es am 2. Regattatag das Kontrastprogramm zum 1. Tag. Mit 25 Knoten war der Wind am oberen Ende des Windfensters, innerhalb dessen Wettfahrten gestartet werden. Der ausgeprägte Scirocco bzw. Yugo sorgte vor Split auch schon für einen markanten Seegang, was Wettfahrleiter Gert „Blondl“ Schmidleitner dazu veranlasste, die Regattabahn in der Nähe der Marina Kastela zu legen. Die zweite reguläre Wettfahrt wurde bei ca. 18 Knoten gestartet und war ob dieser Wind- und Wellenverhältnisse durchaus schon eine sportliche Herausforderung, um entsprechend im Regattatempo Schoten und Fallen dicht zu bekommen und das eigene Körpergewicht zügig auf die Kante zu bringen. Das SCK-Team kam mit diesen Bedingungen gut zurecht und gewann ohne Reff und mit Gennaker die 2. Wettfahrt der Serie. Diese zweite Wettfahrt hatte es auch für die anderen Teilnehmer in sich. Ein Schothorn löste sich aus einer Genua und auch sonst mussten die Regatta-Teams einigen Materialschaden verkraften. In der Zwischenzeit hatte der Wind nochmals deutlich zugenommen und Wettfahrtleiter Schmidleitner untersagte aus Sicherheitsgründen, wie beim morgendlichen Briefing angekündigt, die Nutzung des Gennakers. Das SCK-Team entschied sich daraufhin, auch ein Reff ins Großsegel einzubinden, um vor allem auf der Kreuz stabiler zu segeln. Leider fehlte dadurch aber auch der Druck auf dem Vorwindkurs ohne Gennaker und nur mit Genua und Großsegel, sodass letztlich in einer weiteren sehr knappen Wettfahrt das Candidate Sailing Team rund um Segelverbandspräsident Dieter Schneider, Christian Bayer, Wolfgang Mayerhofer & Luis Gazzari die 3. Wettfahrt für sich entscheiden konnte. Zweiter wurde das UYCAS Team rund um Raphael Hussl, Andreas Hagara und Tobias Böckl. Das SCK-Team konnte den 3. Platz halten und war damit nach 2 Regattatagen vom letzten auf den 3. Platz vorgefahren und feierte ein fulminantes Comeback. Allerdings war dieses Ergebnis nur schwach abgesichert, war der SCK mit 14 Punkten doch punktegleich mit den Teams von Rene Noack, Dominik &Pascal Weisang und dem OeSV-Damenteam rund um Julia Stelz, die ebenfalls 14 Punkte am Konto hatten. Die Entscheidung sollte also am letzten Regattatag, wieder bei sehr lauer Windvorhersage, erfolgen. 

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3. Regattatag – die Entscheidung

Am 25. Oktober, dem 3. und letzten Regattatag, bewahrheitete sich abermals die Windprognose und zumindest am Vormittag war kein segelbarer Wind vorhanden. Die Zeit wurde also dazu genutzt, nach den herausfordernden Bedingungen des Vortages, diverse Reparaturarbeiten an den Booten durchzuführen. Erst nachdem der lokale Segelmacher die reparierten Segel in die Marina lieferte, lief die Flotte der Österreichischen Hochseemeisterschaft aus. Die Wettfahrtleitung versuchte dem Windglück etwas nachzuhelfen. Sie legte die Regattabahn diesmal relativ weit von der Marina Kastela entfernt in ein Gebiet, in dem zumindest für eine gewisse Zeit segelbarer Wind für den Nachmittag vorhergesagt war. Allerdings war in diesem Gebiet auch das Wasser tiefer, was für das Team der Wettfahrtleitung zur kräfteraubenden Challenge wurde, da die vorhandenen Boote über keine elektronischen Winschen für die Bojen verfügen, wie wir das zB. vom Attersee gewohnt sind. Der Start zur 4. Wettfahrt fand dann bei einer Windstärke um die 10 Knoten statt und war angesichts des knappen Ergebnisses auch hart umkämpft. Mit einem sehr riskanten Manöver am Start durch das Team Noack & Weisang kam es nicht nur zu einem Frühstart für das Team, sondern auch zu einer Bootsberührung mit der More 55 des SCK-Sailing Teams und zu einigem Schaden am Boot des Noack Engineering Team. Dementsprechend lautstark gestaltete sich die erste Phase nach dem Start auch auf dem SCK-Boot, das trotz dieser sehr heiklen Situation und dank der starken Nerven von Steuermann Michael Gillhofer in guter Position starten konnte und an der Luv-Tonne in Führung lag. Diese knappe Führung ließ sich das SCK-Team, wenn auch unter großer Anspannung, nicht mehr nehmen und gewann somit die entscheidende 4. Wettfahrt. Damit hatte das SCK- Sailing Team die erlösende 4. Wettfahrt für einen Streicher der 1. Wettfahrt und des DNF-Ergebnisses erreicht und sich mit dem Sieg an die Spitze des Feldes gesetzt. Mittlerweile war auch die Tageszeit einigermaßen fortgeschritten, hatte doch Wettfahrtleiter Blondl Schmidleitner beim Briefing ausgegeben, dass es zwar keine konkrete Uhrzeit für eine letzte Startmöglichkeit gibt, aber jedenfalls alle Boote bis zur Dämmerung im Hafen sein sollten. Der Wind ließ auch noch nach und das SCK-Team wäre mit diesem Ergebnis bereits Staatsmeister gewesen. Aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte. 

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Die Wettfahrtleitung entschied, auch noch eine 5. Wettfahrt zu starten, obwohl die Windverhältnisse bereits nachließen und der dunkle Oktoberabend eine Rückreise vom Regattagebiet in die Marina anzeigte. Kein Grund zur Klage für das SCK-Team, so ist unser Sport und das Team hat sich den Herausforderungen zu stellen. Beim Start zur 5. Wettfahrt bekamen wir die volle taktische Härte des Candidate Sailing Team zu spüren und fanden uns in der Defensive wieder. Kletzi Bayer und sein Team segelten gezielt gegen das SCK-Team und ohne den Anspruch, selbst die Wettfahrt gewinnen zu können, um für den SCK ein zweites „schlechtes“ Ergebnis am letzten oder vorletzten Platz zu bewirken, was zur Folge gehabt hätte, dass das SCK-Team vom Podium nach hinten rutscht und das Candidate Sailing Team die Staatsmeisterschaft gewinnt. Zur Klarstellung: diese taktischen Optionen geben die Regeln unseres Sportes her und können daher auch zur Anwendung gebracht werden. Die Verhältnisse haben sich allerdings, während der SCK sich bereits in dieser misslichen Lage befand, immer weiter verschlechtert. Die Nacht brach langsam herein und der Wind kollabierte wie vorhergesagt. An der Luv-Tonne konnten die Boote trotz gesetztem Gennaker nach der Bojenrundung nicht mehr genug Momentum entwickeln, um in Fahrt zu kommen und blieben stehen. Die Stimmung am SCK-Boot war äußerst angespannt und nervös, als der erlösende Funkspruch von Wettfahrtleiter Gert Schmidleitner kam. „An alle Teilnehmer der Österreichischen Hochseemeisterschaft. Die Wettfahrt ist wegen Windmangels abgebrochen. Es finden heute keine weiteren Wettfahrten mehr statt.“ 
Lautstarkes Jubelgeschrei brach daraufhin am SCK-Boot aus. Mit diesem Funkspruch war klar: WIR SIND STAATSMEISTER!  

(Bericht: Stefan Hauer)

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